Details

Eine Liebe in Deutschland

von Rolf Hochhuth

  • Eine Liebe in Deutschland (c) theater 89

Rolf Hochhuth hat sich zeitlebens offensiv mit deutscher Geschichte, deutscher Schuld und deutscher Kultur und ihren Repräsentanten auseinander gesetzt.
"Eine Liebe in Deutschland" spielt im Jahr 1941 im Dorf Brombach im Markgräflerland. Eine deutsche Gemüsehändlerin und ein polnischer Kriegsgefangener verlieben sich ineinander …

Durch den Vorabdruck eines Teils dieses investigativen Textes in der Wochenzeitung „Die Zeit“ entfachte Hochhuth 1978 die Diskussion um die Vergangenheit des Baden-Württembergischen Ministerpräsidenten Hans Filbinger als NS-Richter. Filbinger trat im selben Jahr zurück.

Credits

Mit

Pauline Krop
Kind
Stasiek Zasada
Maria Buschel/Anwalt
Buschel
Karl Mayer
Doktor
Victorowicz
Elsbeth Schnittgens
Melchior/Polizist
Frau Melchior
Polizist

Chor

 

 

 

 

Sonja Hilberger

Bartosz Borula
Nathalie Hünermund
Christian Schaefer
Hans-Joachim Frank
Reinhard Scheunemann
Pawel Wiencek
Uta Wilde
Martin Schneider
Uta Wilde
Moritz Meyer

Barbara Weiser
Katarzyna Penkala
Bartosz Borula
Hubert Kossinski
Artur Stepien
Pawel Wiencek

Regie  Hans-Joachim Frank
Dramaturgie  Jörg Mihan
Kostüme  Barbara Noack
Assistenz  Christian Schaefer
Technik  Moritz Meyer

Aufführungsrechte  Rowohltn Theater Verlag, Hamburg

theater 89 beschäftigt sich seit 2006 mit diesem Stoff. Die erste Inszenierung erregte seinerzeit Aufmerksamkeit in Berlin und im Land Brandenburg und gastierte darüber hinaus an mehreren Orten in Deutschland. Diese Resonanz war nicht nur dem historischen Vorfall, Rolf Hochhuths Roman von 1978 und Andrzej Wajdas Verfilmung 1983, sondern auch der Besonderheit zu verdanken, dass nunmehr auch auf dem Theater deutsche und polnische Darsteller mitwirkten. Die Zusammenarbeit mit Barbara Weiser, Bartosz Borula und zahlreichen Freundinnen und Freunden aus Polen rührt daher.
Es ist eine Ehre, an den verdienstvollen Dramatiker und Freund Rolf Hochhuth zu erinnern, der 2020 gestorben ist und der am 1. April 2022 einundneunzig geworden wäre. Seine Geburtsstadt Eschwege möchte an diesem Tag mit dem Auftritt von theater 89 seiner gedenken. Dafür wird eine konzertante Aufführung erarbeitet mit dem Untertitel: Requiem.
Eine Tour im Rahmen des Projekts theater 89 geht LOS in die Kirchen von Ziltendorf, Wellmitz, Fürstenberg und womöglich Beeskow, Frankfurt-Oder u.a. kann sich anschließen.

Rolf Hochhuth
(01.04.1931, Eschwege – 13.05.2020, Berlin)

wurde als Sohn eines Schuhfabrikanten in Eschwege geboren. Von 1951 bis 1955 arbeitete er nach Abschluss einer Buchdruckerlehre in verschiedenen Buchhandlungen in Marburg, Kassel und München. Nebenher war er Gasthörer an den Universitäten in Heidelberg und München. Als Lektor im Bertelsmann-Lesering beteiligte er sich von 1955 bis 1963 an der Herausgabe verschiedener Werkausgaben und Erzählanthologien. Rolf Hochhuth war ein Beobachter, Aufklärer und Moralist. Er schrieb politisch motiviertes Theater, griff gesellschaftliche Missstände auf und personalisierte politische Konflikte. Mit Gespür für Komik und Tragik seiner Figuren verband er seine Zeitkritik mit dokumentarischem Material.
Dabei entwickelte er sich zu einem der erfolgreichsten und umstrittensten Dramatiker, der mit dem Literaturpreis der Stadt München und des Verbandes bayrischer Verleger, dem Geschwister-Scholl-Preis für Literatur und dem Jacob-Buckhardt-Preis der Basler Goethe-Stiftung ausgezeichnet wurde.
Die Uraufführung seines ersten Schauspiels DER STELLVERTRETER. EIN CHRISTLICHES TRAUERSPIEL in der Inszenierung von Erwin Piscator wurde 1963 zu einem Welterfolg. Das Stück wurde heftig diskutiert, weil Hochhuth darin die Frage aufwirft, ob Papst Pius XII. und die katholische Kirche eine Mitschuld an der Judenverfolgung im nationalsozialistischen Deutschland treffe.
Seine Recherchen zu JURISTEN (1979) über die Rolle ehemaliger NS-Richter in der Bundesrepublik standen in engem Zusammenhang mit dem Rücktritt des baden-württembergischen Ministerpräsidenten und ehemaligen Marine-Richters Hans Filbinger.
Es folgten u.a. ÄRZTINNEN (1980) – eine Anklage der Pharmaindustrie, die um des Profits willen Menschen zu opfern bereit ist; JUDITH (1984) über das geplante Attentat einer Einzelnen auf den amerikanischen Präsidenten Reagan als „Rebellion der sonst Ohnmächtigen“; UNBEFLECKTE EMPFÄNGNIS (1989) über die Legalisierung der Leihmutterschaft; SOMMER 1914 (1990) über die Schuld der Deutschen am Ersten Weltkrieg.
In WESSIS IN WEIMAR, am Berliner Ensemble 1993 uraufgeführt, wurden das Verhalten der Westdeutschen gegenüber den ehemaligen DDR-Bürgern und die Praktiken der Treuhandanstalt thematisiert. Mit der Aufführung Einar Schleefs zeigte sich Hochhuth nicht einverstanden.
Der Monolog EFFIS NACHT (1996) brachte das „Urbild“ von Theodor Fontanes EFFI BRIEST – Elisabeth Freifrau von Ardenne – auf die Bühne und resümierte ein Menschenalter, das zugleich ein Zeitalter bedeutet. theater 89 spielte den Text 2004. MCKINSEY KOMMT, 2004 im Brandenburger Theater uraufgeführt, fragte nach der moralischen und gesellschaftlichen Verantwortung politisch Handelnder. „Ich zeige nicht McKinsey, sondern die Opfer einer weltweiten ‘Religion’, zu der die – von unseren Politikern total unbeaufsichtigte – Diktatur der Wirtschaft geworden ist.“ (Rolf Hochhuth).

Aus Gesprächen mit Rolf Hochhuth Februar-März 2006

Stoff
Ich lebte damals mit meiner Familie in Basel. Wir hatten eine Zugehfrau aus einem Ort bei Lörrach, die hatte bei der Hinrichtung zugesehen und davon erzählt. Danach bin ich losgegangen und habe die Leute besucht und gefragt.
Wenn jede Frau im Krieg nur eine Sorge hat: Was steckt im Briefkasten?, dann schaut man nicht darauf, was beim Nachbarn passiert.
Aber es gibt eine Geschichte des Neides und der Habgier und der Lust am Verrat.

Hinrichtungen
Die Angehörigen bekamen die Rechnung für die Hinrichtung. Das hat Tradition in Deutschland. Friedrich Wilhelm I. schickte die Rechnung für die Hinrichtung Kattes, der dem Kronprinzen Friedrich zur Flucht verhelfen wollte, an dessen Familie.
Der amerikanische General Eisenhower hat im Zweiten Weltkrieg einen einzigen Soldaten hingerichtet. Die Deutschen haben 24 000 ihrer Soldaten hingerichtet. Es war eine Infamie der Nazis, dass in Deutschland ein Pole nur durch einen Polen hingerichtet werden durfte.

Volk
Ein Volk ist seinen Häuptlingen ähnlich.
Ich hatte das Glück, dass die Amerikaner uns erzogen haben. Es gab Amerika-Häuser, in denen deutsche Ausgaben wichtiger Bücher zugänglich waren. Es wurden 3,5 Milliarden Dollar investiert. Das war eine humane Großtat für den Wiederaufbau. 56 Jahre Diktatur auf dem Gebiet der ehemaligen DDR – das sind zwei Generationen. Eine Generation umfasst dreißig tüchtige Jahre. Wie muss man erzogen sein, um sich in der Diktatur weniger anzupassen?
Dann die Wiedervereinigung: Ein Bruder (der Kohl-Staat) macht den andern (die ehemalige DDR) zum Proletarier. Ein Proletarier ist ein Mensch, der nichts besitzt. Ich habe einen Widerwillen gegen die Ossis, weil sie sich haben alles gefallen lassen.
Man darf keinen Staat mit dem Nazi-Staat vergleichen. Wir können unser Volk so wenig verleugnen wie unsere Angehörigen.

Helden
Warum sind wir so wenig ausgerüstet, ein Held zu sein? Wir würden uns etwas vormachen, wenn wir sagten, es wäre alles nur Zwang gewesen. Bacon sagt: Wer Kinder hat, hat dem Schicksal Geiseln in die Hand gegeben. Ich wäre kein Held gewesen als Familienvater. Als Einzelner hätte ich versucht, ins Ausland zu kommen.

Umgebungsblindheit
Es ist immer das Populärste einer Epoche, was die Enkel am bittersten bereuen werden. Ein Brett vor dem Kopf hat jeder und jede Epoche. Fische sehen das Wasser nicht. Das nennt man Umgebungsblindheit. Das steht schon beim Prediger Salomon. Wir sind partiell blind gegenüber der Geschichte.

Wissensschwund
Es gibt einen Wissensschwund. Die Art, in der ich schreibe, ist davon bedroht: Sie verjährt. Das heißt, dass bei Neuauflagen umständliche Erklärungen historischer Fakten und Zusammenhänge angefügt werden müssten.
Man spielt mich nicht mehr, weil ich politisch schreibe. Einer sagte mir: Das stimmt nicht, das betrifft deine ganze Generation. Meine Generation beginnt mit Max Frisch, Martin Walser, Peter Weiss … Sie werden alle nicht mehr gespielt, inklusive Kroetz.
Jetzt sind die andern Generationen dran.
Auch das Deutsch wird in 150 Jahren aus der Welt verschwinden. Wir waren nie Weltsprache. Deutsch ist Bildungssprache. Außerdem sind wir noch immer sehr verhasst wegen des Hitler-Staats.

Gefühl versus Verstand
Wir können uns alle nicht mehr vorstellen, was in der Generation der Teilnehmer des Ersten Weltkrieges vorging, die damals in Frankreich in Jahren vierhundert Meter voran kamen und dreihundert zurückgedrängt wurden. Hitler dagegen hat in sechs Wochen Frankreich besetzt. Das war der Erdrutsch. Graf Einsiedel sagte mir: Der Hitler dachte, wie wir alle dachten. Wir schlossen Wetten ab, dass wir in sechs Wochen in Moskau seien. Schopenhauer sagt: Die Intelligenz kann gar nichts, wenn das Gefühl dominiert. Das Gefühl aktiviert den Verstand, sich eine Begründung zu machen für das eigentlich Irrsinnige. Das Hirn versucht nur, intellektuell zu rechtfertigen, was wir angestellt haben. Zuerst ist das Gefühl. Nicht zu glauben …

Schreiben
Für mich waren Links und Rechts keine Kategorien.
Was heute Verrisse betrifft, so bin ich dünnhäutiger geworden. Als ich jung war, waren Abschlachtungen für mich leichter zu überstehen, weil ich im Ausland sehr geschätzt wurde.

Kriminell
Kriminell ist, wer Entscheidungen trifft, gegen die es kein Einspruchsrecht gibt. Es gab gegen die Entscheidungen der Treuhand kein Einspruchsrecht.

Anständiger Mensch
Ein anständiger Mensch ist, der nicht wegschaut und sagt, er hätte es nicht gesehen, was da für ihn Unrecht ist, und wenn es natürlich auch nicht ganz ungefährlich ist, sich gegen das Unrecht zu engagieren.

Genre

Schauspiel

Bevorstehende Termine

     

    Kontakt

    theater 89 gGmbH
    Dorfstraße 7
    17291 Nordwestuckermark
    OT Naugarten

    039852 498151

    wilde (hello@spam.com) theater89.de
    www.theater89.de

    Künstlerischer Leiter:
    Hans-Joachim Frank
    Geschäftsführerin:
    Uta Wilde

    Kontakt

    Landesverband
    Freie Darstellende Künste Brandenburg e.V.
    Charlottenstraße 121
    14467 Potsdam
    +49 (0)331 · 28 05 20 7/8
    post (hello@spam.com) freie-daku-brandenburg.de

     

         

    Gefördert durch

     

     

    Brandenburger
    Erklärung der VIELEN

     

     

     

     

     

    Newsletter

    Neues Benutzerprofil erstellen
    CAPTCHA-Bild zum Spam-Schutz Wenn Sie das Wort nicht lesen können, bitte hier klicken.